Die Farbe der Einsamkeit
Im Freud-Jahr bietet es sich an: Spielen Sie mit Farben und ihren unbewussten Wirkungen und setzen Sie das alles im Schaufenster um

Zum 150. Geburtstag von Sigmund Freud, am 6. Mai, gibt es viele Ideen und Möglichkeiten für eine reizvolle Inszenierung. Die spannende Welt der Psychoanalyse, die interessante Persönlichkeit Sigmund Freuds, das Fachthema der Geisteswissenschaft – all dies gilt es im Schaufenster widerzuspiegeln.

Ein ungewöhnlicher, aber sehr erfolgreicher Weg um eine Schaufenstergestaltung auszuarbeiten, ist die Ideenfindung mit Hilfe der Farbpsychologie. Diesen Weg haben meist die Verlage schon hinter sich, und die Covergestaltung der Bücher gibt einen ersten Impuls. Betrachtet man die Farben und ihre Symbolik näher, kann daraus die visuelle Umsetzung des Themas entstehen.

Wie könnte dies nun bei dem Thema Siegmund Freud aussehen? Nimmt man die Farben Blau, Weiß und Grau, die sich auf vielen Büchern wiederfinden, dann lässt sich einiges daraus ableiten.

Psyche und Träume finden sich zuerst in der Farbe Blau wieder. Tiefe, wie die „Tiefe der Seele“ wird mit der Farbe Blau verbunden. Blau ist die Tiefe des Meeres, des Wassers, die Weite und die Unendlichkeit des Himmels.
Reines Blau ist eine weibliche, passive Farbe, die sich auf das geistige oder im „Inneren vor sich gehende Leben“ bezieht.
Blau empfinden wir als kälteste Farbe im Farbkreis. Sie kühlt erhitzte Gemüter, fördert die Konzentration und gilt als Vernunftsfarbe im Gegensatz zum leidenschaftlichen Rot. Blaue Räume wirken weit und kühl, geistig entspannend und fördern die innere Sammlung. Schlafzimmer, Arbeitszimmer oder Besprechungsräume sind prädestinierte Kandidaten für die blaue Farbpalette.
Blau ist aber nicht nur die Farbe von Himmel und Weite sondern auch die Farbe der Melancholie und Depression. Wer den „Blues“ hat ist traurig und hat Sehnsucht.

Weiß ist das Leere und Unbekannte. Ein weißes Blatt Papier bietet Raum für Ideen, es ist ein „unbeschriebenes Blatt“. Weiße Flecken auf eine Landkarte sind unentdeckte Gebiete. Weiß ist aber auch die Farbe der Einsamkeit.
Weiß gegen Schwarz, das ist das Gute gegen das Böse, der Tag zur Nacht, Gott gegen den Teufel. Weiß ist der Anfang und schwarz das Ende. Die Auferstehung als Beginn des Guten, Überwindung des Unreinen. Im Buddhismus ist es die weiße Lotusblüte, im Christentum Christus der Auferstandene im weißen Kleid, das weiße Ei Symbolik des Anfangs. Weißes Licht ist die Summe aller Farben, Weiß vereint die Spektralfarben in sich und reflektiert das Licht.

Die Farbe Grau steht für Pünktlichkeit, Funktionalität und Sachlichkeit. Grau ist Neutralität, Bürokratie und Technik. Die kleinen grauen Zellen sind das Gehirn, die Nachdenklichkeit.
Grau kombiniert mit hellen Farben ist sachlich, funktional und neutral. Ein graue Eminenz ist eine Person mit heimlicher Macht, die sich im Hintergrund hält.
Die Farbe Grau steht für Neutralität und Unauffälligkeit. Psychologisch schirmt sie ab, ist technisch und funktional, cool und distanziert. Die Grauzone ist ein Niemandsland, Grau verwischt Grenzen und Konturen. Nebel ist Grau, ein Raum der Stille.

Aus diesen Farben lässt sich der Grundton der Inszenierung des Schaufensters ableiten. Sachlichkeit und Distanz auf der Seite des Therapeuten. Blau als die Tiefen der Seele und Weiß als das Unbekannte, die Reinheit und der Neuanfang. Diese Farbgestaltung bei den Buchcovern ist auf die Zielgruppe abgestimmt und trifft das Thema. Bei der Darstellung im Schaufenster erhöht die Farbe Violett die Spannung. Bei blau/grauen und weißen Farbtönen, setzt Violett einen Kontrastpunkt zur vorherrschenden Farbharmonie und generiert die Aufmerksamkeit. Diese Farbe zieht die Blicke an und passt von der Farbsymbolik durchaus zur menschlichen Psyche und als Blickfang in die Gestaltung.

Die Farbe Violett beansprucht das Besondere für sich wie keine andere Farbe. Die Purpurfärberei verlieh dem Violett seinen exklusiven Charakter und machte es zum Symbol der Macht.
Von Eitelkeit bis zur Genusssucht führt die Straße der schönen Sünden. Violett oder Lila waren schon immer die beliebtesten Verpackungsfarben für Schokolade und Süßigkeiten.
Keine andere Farbe ist so ambivalent wie Violett. Es ist die Verbindung vom männlichen Rot mit dem weiblichen Blau, von der Sinnlichkeit mit dem Geist, von Gefühl und Verstand, von Liebe und Entsagung. In Violett verschmelzen alle Gegensätze. Es symbolisiert: Frömmigkeit, Eitelkeit, Extravaganz, die Zweideutigkeit, das Unsachliche, die Unsicherheit, die Untreue, der Stolz, der Luxus, das Weibliche, die Empfindsamkeit, die Wollust, die Sexualität, die Leidenschaft. Häufig wird Violett mit Selbstbezogenheit und Introvertiertheit verbunden. In indischer Symbolik ist Violett die Farbe der Seelenwanderung. Violett symbolisiert die unheimliche Seite der Phantasie, die Sehnsucht Unmögliches möglich zu machen.

Sind die Farben definiert und als Hintergrund, Bodenbelag oder Stoff-Fahne eingesetzt, dann bedarf es nur noch einiger Requisiten um der Gestaltung Dreidimensionalität zu verleihen. Ein Stuhl, der anstelle einer Liege das Thema Behandlungszimmer und analytisches Gespräch abstrahiert. Ein oder mehrer Hüte, die in der Traumdeutung und in surrealistischen Bildern häufig eine Rolle spielen, abstrakte Geometrische Formen, vergrößerte Bilder von Sigmund Freud......

Es bedarf nicht vieler Requisiten, visuelle Kommunikation mit Farben im Schaufenster wird die Blicke auf sich ziehen, Emotionen erzeugen und Neugier wecken.

Sabine Gauditz
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erschienen in BuchMarkt Heft 4-2006 - Seite 120

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