Stillstand erwünscht
Schaufenster,
Straßenfenster oder doch lieber ein roter Teppich: Es gibt viele Möglichkeiten,
den Laufkunden zum Stehen und Schauen zu bringen - ein kleiner Leitfaden für
Aussendekoration
Interview mit
Sabine Gauditz - erschienen in Telecom Handel Heft 6/06 vom 17.März 2006 - Seite
28
Schaufenster, Straßenaufsteller oder doch lieber ein roter Teppich: Es gibt viele Möglichkeiten, den Laufkunden zum Stehen und Schauen zu bringen – ein kleiner Leitfaden für Außendekoration
"Wenn die Leute am Sonntag aus der Kirche kommen,
gucken sie gerne mal bei mir ins Schaufenster – denen muss ich doch was bieten."
Edgar Hirz aus Sigmaringen verkauft Handys und In-Car-Entertainment und greift
gerne mal selber zu Nadel und Pinsel, wenn es an die Dekoration geht.
"Was von den Herstellern so an Werbepaketen kommt, ist schon oft recht dürftig,
also werde ich halt mit Stoff und Farbe kreativ."
Das Schaufenster ist die einzige Werbung für die kleine Hirz GmbH – umso
wichtiger ist dem Besitzer eine schöne Gestaltung. Doch nicht nur in
Baden-Württemberg macht man sich Gedanken über die Außenwirkung. Auch der
Münsteraner Service Provider The Phone House will mehr Laufkundschaft in seine
Läden locken. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen sogar eine groß angelegte
Studie beim britischen Design-Experten Shopworks in Auftrag gegeben. Momentan
werden überall in Deutschland die Retail- und Partner-Shops des
Service-Providers nach den Ergebnissen der Erhebung umgestaltet. Aber egal ob
selbstständiger Händler oder Retail-Kette:
Immer geht es darum, den Passanten, der eigentlich woandershin will und nicht
viel Zeit hat, kurz zum Stehen und Schauen zu bringen.
Farben und Formen
Das klassische und zugleich erfolgreichste Mittel
zum Zweck ist das Schaufenster. Für die Gestaltung gilt: Wenig ist viel, viel
ist hingegen schnell zu viel des Guten.
"Ein Schaufenster ist kein Warenlager", so die Virtual-Marketing-Expertin Sabine
Gauditz von der Gestaltungsfirma Arte Perfectum. "Man wirft nicht einfach alles
rein, was man zu verkaufen hat."
Ein gutes Schaufenster stellt nicht nur die Produkte aus, sondern erzählt mit
ihrer Hilfe eine Geschichte, weiß die Dekorateurin.
Ins gleiche Horn stößt auch die Shopworks-Studie.
"Wir präsentieren unsere Geräte nicht losgelöst von ihrer Umwelt, sondern in
Aktion", so Peter Peck, Vertriebschef bei The Phone House. "So zeigen wir zum
Beispiel ein Handy mit einem angeschlossenen Fotodrucker oder einer
Speicherkarte. Dadurch sieht man nicht nur das Handy, sondern auch, was man
damit machen kann."
Damit die Geschichte im Schaufenster wirken kann, müssen einige Regeln beachtet
werden. Seilsysteme, Vitrinen und Gitter an der Decke erschließen den ganzen
Raum des Schaufensters; eine stimmige Farbgebung, die auch den Boden und die
Rückwand einschließt, erzeugt Signalwirkung; Gruppierungen, die in Form und
Funktion zusammenpassen, setzen die Produkte besser in Szene. Aber auch das
schönste Schaufenster hat nur eine geringe Halbwertszeit. Nach zwei bis vier
Wochen hat sich die Laufkundschaft am Inhalt satt gesehen, schätzt Sabine
Gauditz. Spätestens nach sechs Wochen sollte sich die Dekoration merklich
ändern. Oft kommt der Input der Netzbetreiber und Distributoren nicht regelmäßig
genug.
Da heißt es für den Händler selbst aktiv werden: Neue Produkte ausstellen, die
Gruppierungen verändern, Poster auswechseln, Boden und Rückwand mit neuen
Stoffen bespannen – schon wenige Handgriffe können einem Schaufenster einen ganz
neuen Look verleihen.
Dem Kunden im Weg stehen
Ein Laden ist aber mehr als nur ein Schaufenster –
der Gesamteindruck zählt. Ein schönes Schaufenster in einer schmuddeligen
Fassade mit Graffiti-Resten wird seine Wirkung verfehlen. Umgekehrt können
andere Deko-Gegenstände die Aufmerksamkeit steigern. Der Klassiker der
Außenwerbung ist das weithin sichtbare Nasenschild mit Namen und Funktion des
Ladens. Netzbetreiber und Provider liefern oft eine Grundausstattung, spannender
ist aber ein bisschen Kreativität: Wie wäre es denn zum Beispiel mal mit einem
Mobile aus Handys, das vom Schild herunterhängt? Händler in der Altstadt können
sich ruhig von ihrem historischen Umfeld inspirieren lassen; der Kontrast von
Vergangenheit und Moderne weckt Interesse.
Ein Straßenaufsteller wiederum hat den speziellen Vorteil, dass er im Gegensatz
zum Schaufenster den Passanten im Weg steht und sie allein dadurch schon mal
stoppt. Dieses kurze Innehalten nutzt zum Beispiel Raik Langlotz von SKM
Teleprofi in Forst, um auf aktuelle, günstige Angebote hinzuweisen.
Die Strategie geht auf, erzählt der Händler: "Die Leute kommen regelmäßig in den
Laden und fragen gezielt nach dem Angebot auf dem Aufsteller. Das funktioniert
ziemlich gut."
"Auch Fahrradständer, Leuchtkästen oder Info-Spender mit Katalogen oder Flyern
haben viele Partner für ihre Händler im Angebot. Aber auch etwas Individualität
kann auf keinen Fall schaden. „Pflanzen am Eingang machen einen Laden ungemein
einladend, gerade mitten in der grauen Innenstadt", schlägt Sabine Gauditz vor.
"Und warum rollt der Händler nicht einfach einmal den roten Teppich für seine
Kunden aus – oder vielleicht auch den blauen, wenn das farblich besser zu seiner
Corporate Identity passt?"
Licht und Bewegung
Die Aufmerksamkeit der Menschen kann aber auch
subtiler angesprochen werden. Als tagaktive Lebewesen reagieren wir besonders
stark auf Licht. Diese Eigenheit kann sich ein Dekorateur zunutze machen, zum
Beispiel durch Leuchtsäulen am Eingang oder Spots im Schaufenster, die das
neueste Produkt beleuchten. Licht zieht die Neugierigen auch außerhalb der
Öffnungszeiten an.
"Gerade am Abend, wenn die Stadt ruhiger ist, schauen die Spaziergänger gern mal
in beleuchtete Schaufenster", erklärt Gauditz. "Dann sind sie auch
aufnahmebereiter; interessiert sie das Angebot, ist die Chance größer, dass sie
am nächsten Tag als Kunden zurückkehren. Nachtbeleuchtung sollte man sich also
unbedingt leisten. Nichts ist trübsinniger als dunkle Schaufenster nach
Ladenschluss."
Ähnlich anziehend wie geschickt eingesetzte Lichteffekte ist Bewegung. Mit
relativ wenig Aufwand lässt sich eine statische Schaufensterpräsentation
dynamisieren, zum Beispiel durch ein sich drehendes Handy. Licht und Bewegung
erzeugt Aufmerksamkeit – ein Projektor, der ein sich drehendes Shop-Logo in
wechselnden Farben auf den Boden vor dem Eingang wirft, spricht diesen
Urinstinkt an.
Ähnlich funktioniert das in der Anschaffung wesentlich teurere interaktive
Schaufenster. Die Möglichkeiten der Außendekoration sind vielfältig; man kann
wie Edgar Hirz selbst Hand anlegen oder einen Dekorateur beauftragen – die
Entscheidung wird sich im Preis niederschlagen. Der Erfolg ist hingegen nur
schwer zu messen.
"Gute Dekoration spricht das Unterbewusstsein an", erklärt Sabine Gauditz. "Wenn
ein neuer Kunde in Ihren Laden kommt und etwas kauft, ohne genau zu wissen,
warum er den Shop betreten hat – dann haben Sie Ihre Deko-Arbeit gut gemacht."
Ingrid Lommer
Arte Perfectum
Fon +49 911 3237082 / Fax +49 911 3237083
Reindelstr. 4, 90402 Nürnberg
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