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18. Oktober 2001

Erlebniswelt Buchhandlung

(tt) Ein Buch ist mehr als ein Buch. Unter dieser Überschrift werden auf dem stark umkämpften Nürnberger Buchmarkt regelrechte Buchevents inszeniert.

Das Buchhaus CAMPE  erhält in der nächsten Woche den "dekopreis 2002" für die beste Eventdekoration. Der Dekopreis gilt als die höchste Auszeichnung im deutschsprachigen Raum für Schaufenster-, Indoor-, Mall-, Messe und Eventgestaltung. Üblicherweise ist diese Auszeichnung eine absolute Domäne der Textilunternehmen, für die deutschen Buchbranche ist dieser Preis Neuland.

Gewürdigt wird die letzte Marketing-Weihnachtsaktion "Russischer Winter", für die die Buchhandlung bereits im März den BuchAward in Gold erhielt. Bei der Inszenierung wurde nicht nur das literarische Spektrum aufgefächert, sondern im Flair eines Zaristenpalastes auch russische Autoren, Antiquitäten und Töpferarbeiten, Kunstdrucke, Delikatessen und typische Getränke präsentiert. Die Jury habe sich wegen des "schlüssigen Marketingkonzeptes und seiner originellen und kreativen Umsetzung für den Auszeichnung entschieden", hieß es

Das Buchhaus Campe setzt sich so gegen das Branchendilemma zur Wehr: Das verfügbare deutschsprachige Buchsortiment ist bundesweit nahezu identisch, der Ladenpreis festgeschrieben, der Bestellservice bei den Großhändlern bringt in der Regel innerhalb von 24 Stunden das gewünschte Lesewerk in jede Buchhandlung. Wer online ordert, bekommt seine Lektüre direkt auf den heimischen Lesetisch.

Mittlerweile bestätigten die Kunden den hausinternen Leitsatz: "Wenn ich Bücher erleben will, muss ich zu Campe gehen", hat Hauschef Hans Schmidt als interne Parole ausgegeben. Gerade vor dem Hintergrund des steigenden Internetgeschäftes gehe es vor allem um eines: "Ich will nicht austauschbar, sondern individuell sein". Denn der Buchverkauf sei kein angestaubtes Geschäft, sondern könne einen hohen Erlebniswert für Kunden und Handel beinhalten.

Bisher ging das Konzept auf: Im Jahr 2000 stieg der Umsatz an der Ladentheke auf rund 15 Millionen Mark, ein Wachstum von 8 bis 10 Prozent. Zum Vergleich: Das Plus des deutschen Buchmarktes wurde im vergangenen Jahr auf 1,5 Prozent geschätzt, die Sortimentsbuchhandlungen legten mit 1,1 Prozent sogar nur unterdurchschnittlich zu.

Auch auf dem dicht besetzten Nürnberger Buchmarkt steht Campe gefestigt da. Während kleinere Buchhändler erheblich unter Druck stehen, kämpften in der Einkaufsmeile zwei weitere Große, eine Hugendubel-Filiale und ein Gondrom-Haus, um die Gunst der Kunden. Gondrom hat bereits die Fahne wieder gestrichen.